Mittwoch, 25. August 2010

Der K78 ist geschafft! Was nun?

Das große Ziel ist erreicht aber was jetzt? Naja, ein paar Ziele sind schnell wieder gefunden und ein Trainingslauf auf´s Alte Almhaus (14,1 km mit 1100 hM) in 1:45:00 hat wieder richtig Lust auf mehr gemacht. So was also mach ich noch?

1) Wörthersee Trail (55km / 2000 hM) http://www.woerthersee-trail.com/
2) Graz HM mit einer Zielzeit von unter 1:35
3) Herbstfarbenlauf entweder den 5er unter 20 Minuten oder den 10er unter 42
4) eine neue persönliche Bestzeit um den Fuschlsee - 11,3km mit 120 hM unter 52 Minuten - großteils auf Schotter aber auch einigen Wurzelpassagen

Na bitte - doch noch was gefunden. Da sind ein paar längst fällige MTB Touren noch gar nicht dabei...

Dienstag, 10. August 2010

Das beste Rennen des Jahres...

Geschafft in einer für mich famosen Zeit von 9:37:30! Rank 455 von mehr als 1500 Läufern - also erstes Drittel :)

Aber jetzt mal von ganz vorne - und mit mehr Details.

Donnerstag, 29.7 - Anreise nach Davos über das große deutsche Eck, Landeck, Scuol und den Fluela-Pass (eine traumhafte Bergstrasse bis auf knapp 2500m) Die Strasse schlängelt sich in Serpentinen den Berg hinauf und mit jedem Meter wird die Bergwelt beeindruckender - und tatsäclich, oben angekommen geht es links und rechts noch immer weiter nach oben...

Wir erreichen Davos gegen 14 Uhr - leichter Regen 10 Grad, tief hängende Wolken. Wir, meine Frau und die beiden Kids erreichen das Hotel (Arabella Sheraton Seehof - gute Wahl, King Size Bett und ein Superblick auf einen Teil der Strecke).

Am Nachmittag folgt ein Sparziergang durch Davos um mal die Lage zu "checken"... Irgendwie alles ziemlich ruhig, keine Plakate - also auf zum Sportzentrum... Rein in den Bus (gibt es inklusive der Bergbahnen und Regionalzüge quasi gratis mit der Davos All incl. Card) und zum Sportzentrum... Aha, hier der erste Hinweis wie was wo!

Die Startnummernabholung läuft unproblematisch und die Sport Expo ist relativ übersichtlich - knapp 10 Aussteller, darunter Salomon, Asics, X-Socks und so weiter. Ein erster Blick auf die Wetterprognose lässt mich und auch die Family aufatmen, Freitag ab Mittag sonnig und Samstag ein Traumtag - und wie das gestimmt hat.

Den Samstag lassen wir dann gemütlich ausklingen und freuen uns auf den Freitag... 9 Uhr Frühstück bei strömenden Regen und lange Gesichter überall! Stimmt den der Wetterbericht nicht? Kopfschütteln und verzweifelte Blicke nach oben sind überall zu beobachten - aber pünktlich gegen 10 Uhr wird der Regen weniger und die Wolken lockern auf.

Ich fahr mit den Kindern zum Rinerhorn, rauf auf den Berg und eine kleine Wanderung unternommen - herrliche Gegend, super Vorfreude auf den Samstag. Freitag 15 Uhr schnell nochmal ins Sportstadion - die Kinder für den Mini Swiss Alpine anmelden. Im Vergleich zu gestern ist hier jetzt die Hölle los... hunderte Kinder noch mehr Eltern - aber es läuft alles. Die Kids gehen um 16:00 Uhr an den Start und eröffnen das Superlaufwochenende mit einem 400m Lauf. Freude, Gelächter, totale Entspannung so stell ich mir das vor... im Inneren steigt aber von Minute zu Minute die Anspannung...

Freitagabend, geht es um 21 Uhr ins Bett - es ist alles vorbereitet - bis auf den Schlaf ist alles bereit... Die Nacht wird kurz - aber was soll´s... Um 6 Uhr plötzlich Geschrei, Gashupen und noch mehr was ist los? Wird ein Hochzeitspaar aufgeweckt? Nein!

Direkt vor dem Hotel laufen die Teilnehmer vom Frühstart des K78 vorbei - Kamera raus, Fenster auf und anfeuern... es ist eine quasi endlose Schleife.. die Ersten laufen, die Letzten marschieren im flotten Schlurfschritt. Das was für mich - jetzt startet die Race-Vorbereitung - also mal für 1 Stunde im Bad verschwunden... um halb Sieben gehts zum Frühstück und danach mit dem Bus (Haltestelle direkt vorm Hotel) zum Start. Der Bus ist voll mit Läufern und Fans - heute fährt alles zum Swiss Alpine. Im Stadion angekommen herrscht quirrliges Treiben vor - die Läufer kramen in den Rucksäcken, ziehen sich um... es riecht nach allerlei Cremen, Salben und vorallem Sonnencreme... Ach ja das Wetter - wolkenlos - ein Traumtag! 15 Minuten vor dm Start, noch für alle ein Motivationsbusserl und dann geht´s in die Startformation... Der Platzsprecher zählt die Minuten runter, 10 Minuten vor dem Start wird die Hymne des K78 ("Conquest of Paradise" von Vangelis), jeder im Stadion hat eine Gänsehaut. Nach dem letzten Takt der Countdown, 10, 9, 8 .... und los geht´s die Zuschauer jubeln, die meisten Läufer jubeln, winken den Zuschauern Bekannten zu... und los geht´s!
Mein Plan - immer im Zeitlimit bleiben - nur nicht überdrehen... Erstes Ziel Filisur - maximale Zeit 3:50 für 31km...

Die ersten Kilometer geht es im 5er Schnitt durch Davos, am Hotel vorbei - es ist wunderschön, die Beine leicht, der Kopf frei und wo man hin schaut lachende Gesichter...

Nach Davos geht es dann über Wiesen und Waldwege immer weiter dahin - laufen heute ein Traum - das war mein Hauptgedanke - Bernd geniesse den Tag!

Die ersten 10km fliegen vorbei - ein Blick auf die Uhr verrät: 51 Minuten... fast zu schnell aber es läuft einfach wunderbar!











Auf den folgenden Kilometern folgen Spina, Monstein, Wiesen unglaubliche Landschaft, unglaubliche Stimmung - so super Bilder im Kopf - und laufen macht spass!









Jeder Kilometer wird zu einem Fest - den ersten HM in knapp 1:50 heruntergespult, frage ich mich ob ich nicht zu schnell bin - Tempo rausnehmen? Nein - einfach so weiter, es läuft einfach gut. Durch die Zügenschlucht, das Wiesener-Viadukt alles unglaubliche Orte - weiter ich will mehr!

Erster Zeitcheck erfolgt in Filisur - Kilometer 30.6 - wo liege ich - das muss sich doch locker ausgehen! Hm - mal schauen - 2:43 was!? Viel zu schnell, langsamer laufen!! Filisur ist mit knapp 1000m gleichzeitig der tiefste Punkt der Strecke. Am Strassenrand steht die Family, ein kurzes Gespräch - für mehr reicht es nicht - aber ich bin glücklich sie zu sehen...Ich beschließe jetzt Richtung Bergün ein bisserl Tempo herauszunehmen - ab jetzt geht´s ja auf 2630m rauf.
Nach Filisur geht es noch auf Schotterwegen dahin, bevor die nächste Asphaltpassage wartet - leicht bis steil bergauf Richtung Bergün (im Nachhinein, der für mich "langweiligste, fadeste" Teil der Strecke, obwohl ein Blick über die Strassenböschung ein unglaubliche Schlucht preisgibt! So endlich - die Strecke habe ich hinter mir - die Beine sind locker, der Kopf frei - ab zum "Effekten" Lager - also den Rucksack mit der Tauschkleidung holen... Beim GPS Batterietausch, zwei Becher Bouillon und ein bisserl Wasser und weiter geht´s... Zwischenzeit: Bergün, 39,2km - 3:44 - das heisst 1:15 Vorsprung auf den "Besenwagen"... was soll da noch passieren?
Nach Bergün bis Chants wird die Landschaft wieder zunehmend interessanter und die Steilheit nimmt stetig zu - Chants erreiche ich nach 5:00 Stunden - noch immer 1:15 Vorsprung... ich gehe alle Anstiege in flottem Tempo - und ich verliere im Vergleich zu den Läufern fast Nichts - im Gegenteil - alle die mich hier überholen, werde ich später am Panoramatrail und hinunter nach Dürrboden "versägen"...

Nach Chants beginnt für mich der K78 so richtig... nach einer leichten Schleife nach dem Ort geht es in steilen Serpentinen einen immer schmaler werdenden Waldweg den Berg hinauf... keiner läuft mehr, nach und nach bleiben die Leute stehen, die Einen haben Krämpfe, die anderen sitzen am Wegrand und geniessen eine kurze Pause - ich marschiere weiter, was ist los?

Keine Krämpfe, meine Beine sind leicht - ich werd mir das Rennen doch nicht richtig eingeteilt haben? Nach der Baumgrenze folgt ein wunderbares Alpenpanorama, eine Läuferkette schlängelt sich den Berg rauf und ganz vorne sehe ich die nächste Labe genau bei Kilometer 50.... 

Der Läufer vor mir trägt ein T-shirt mit einem richtig coolen Spruch :) Leider stimmt der bei mir heute überhaupt nicht - ich will nur rauf zur Keschhütte - dem höchsten Punkt des K78... und diese sollte ich ja gleich mal zu sehen bekommen - also flott weiter...

Es geht Schritt für Schritt weiter, weiter nach oben - die Höhenmeter purzeln nur so... nach dem ersten Blick auf die Keschhütte folgt eine herrliche Gebirgsbach-überquerung und die letzten Meter zur Hütte verfliegen nur so... ich habe die Keschhütte ohne Probleme jeglicher Art nach 6:19 Minuten erreicht - ich mache hier eine kliene Pause nur ein paar Minuten - aber es ist mir einfach viel Wert diesen Moment zu geniessen... ich bin heroben - 2636m - 60km - ein Traumwetter und völlig fit... Ich nutze die kleine Pause um mein T-shirt zu wechseln und mache mich nach 5 oder 10 Minuten auf den Weg - der Panormatrail..









Der Panoramatrail - ein Bild sagt mehr als 1000 Worte..

Hier ist mein zweiter und letzter Schönheitsfehler vom kompletten K78 - Leider sind sehr viele Läufer unterwegs, die diese Art von Weg bzw. Steig nicht gewohnt sind und sich sichtlich schwer tun ihn zu bezwingen... ein überholen ist fast nicht möglich und dann wird man auch noch angemotzt es zu eilig zu haben... Ist mir zuvor auch noch nie passiert und vorallem - war das ja mehr Ansporn als Tadel :)

Aber was soll´s - ich laufe den Panormatrail bis auf 2 Stellen komplett durch und mit einem markanten "Links" überhole ich die vor mir laufenden nach der Reihe - und zu meiner Verwunderung es funktioniert - kurz Links gerufen und jeder Einzelne macht Platz, so dass ich bzw. das 3er oder 4er Team, das wir inzwischen sind können vorbeilaufen... immer Richtung Scalettapass - von dort geht´s nur mehr bergab.

Der Scalettapass - der K78 ist geschafft! Die Zeit steht bei 7:40 Minuten - für die letzten 16km über Dürrboden und das Dischmatal, habe ich also keinen Stress mehr! Der K78 ist somit geschafft - es geht locker Richtung Ziel... der Downhill nach Dürrboden ist gleich wie der Panoramatrail - überholen, überholen, überholen - in meiner Auswertung danach sehe ich, dass ich hier einen 5:00er Schnitt gelaufen bin...



Das Dischmatal - eine herrliche Almlandschaft ein Bach der sich durch´s Tal schlängelt und ein Menge Läufer vor und hinte mir - irgendwie ist die Luft draussen - aber es geht weiter - unter 10 Stunden - wer hätte sich das gedacht - ich mir nicht! Endlich kommt die Kilometer 75 Tafel - eine scharfe Linkskurve und Nein! Es geht nochmal ein paar hundert Meter bergauf - naja es gibt schlimmeres :)

Bei Kilometer 76 steht meine Family - Christina, Leni und Felix feuern mich an, meine Eltern sind auch da - ich bin locker - freue mich und da passierts - Emotionen überkommen mich - ich weine vor Freude, Erleichterung, Stolz und was sonst noch alles - in diesem Zustand vollkommmenen Glücks laufe ich ins Stadion, ich schwebe in die letzte Kurve und überquere die Ziellinie - geschafft 9:37:30! Ich hab´s und ich komme wieder - 2011 bin ich wieder dabei - das steht fest!

Medaille holen, Finisher Jacke, K78 Shirt abholen zur Family und nur noch feiern... das war mein K78!

Eine Zusammenfassung gibt es auch hier: